Darum ist die IT-Berufswelt so interessant für Frauen!

Nina Gruber
Events & Netzwerk Metropolregion München
In diesem Auftaktartikel zu unserer Reihe „Frauen, in die IT!“ stellen wir das gestalterische Potenzial weiblicher Fachkräfte in der Digitalbranche ins Zentrum: Was kann die IT-Branche Frauen bieten? Wie hängen Fachkräftemangel und geringer Frauenanteil in der IT zusammen? Welche Chancen für Digitalisierung und Gesellschaft liegen in der Förderung von Mädchen und Frauen?
#FraueninderIT #FrauenindieIT!

Die IT-Branche ist geprägt vom Fachkräfte- und Frauenmangel

Anfang 2024 befragte der Digitalverband Bitkom Führungspersonen im Personalbereich von über 500 IT-Unternehmen zum Thema Gleichstellung und zu konkreten Maßnahmen zur Frauenförderung. 90% der Befragten sehen in der Erhöhung des Frauenanteils in ihrem Unternehmen eine Chance. Ein besseres Betriebsklima, neue Ideen und Sichtweisen, eine positive Außenwirkung und höhere Produktivität und Kreativität werden mit einem höheren Frauenanteil in Verbindung gebracht. Doch wie schaut es in der gelebten Praxis aus? 2023 errechnete Bitkom, dass nur 5 Prozent der IKT-Stellen - also in der Informations- und Kommunikationstechnik - mit Frauen besetzt sind. Nach der Position Deutschlands in Sachen Gleichstellung im internationalen Vergleich gefragt, zählen 60 Prozent der in der Studie von Bitkom befragten IT-Unternehmen Deutschland zu den Nachzüglern, 20 Prozent meinen gar, die deutsche IT-Branche hätte den Anschluss beim Thema Frauenanteil verpasst. 68 Prozent der Befragten stimmen der Ansicht zu, dass die IT-Branche das Fachkräfteproblem ohne Frauen nicht lösen können wird und dass die IT-Branche ohne Frauen ihre Zukunft verspielt.

In Frauen liegt das größte Fachkräftepotenzial

2023 waren in Deutschland 149.000 IT-Stellen unbesetzt, die Prognose einer Langfriststudie von Bitkom besagt, dass 2040 etwa 663.000 IT-Fachkräfte fehlen werden. Der Fachkräftemangel in der IT wird sich in den nächsten Jahren also verstärken. Um dies zu entschärfen, braucht es breit angelegte Maßnahmen in Ausbildung, Studium sowie der Förderung des Quereinstiegs und der Qualifizierung von Beschäftigten. In all diesen Bereichen ragt eine Gruppe hervor, die das größte Potenzial aufweist: Frauen.

Frauen treiben Innovationen und gesellschaftlichen Wandel an

Frauen sind längst nicht nur die Antwort auf den Fachkräftemangel. Sie liefern neue Ideen und sind Innovationstreiberinnen - in ihren Fachgebieten und darüber hinaus. Frauen bringen frische Perspektiven in männlich dominierte Branchen und Berufsfelder. Das bricht alte Denkmuster auf und baut Hürden ab, die den Menschen den Zugang zur Branche erschweren, die bisher noch kein oder nur ein marginaler Teil von ihr sind.
Frauen tragen die existentielle Motivation für einen Wandel der Branche in sich. Sie können die Hürden, vor denen speziell Frauen stehen, identifizieren und benennen, zielführende Maßnahmen entwickeln, um Missstände zu beheben und so den Boden für weitere weibliche IT-Talente und folgende Generationen bereiten. Ihr Problembewusstsein macht die Branche generell diverser und inklusiver. Nur durch eine höhere Repräsentanz von Frauen in der Branche kann der gesellschaftliche Wandel nachhaltig und in der Breite wirken.

Geschlechtergerechte Digitalisierung nur mit Teilhabe von Frauen möglich

Eine geschlechtergerechte digitale Transformation ist nur gemeinsam mit Frauen zu verwirklichen. Dies wird am Beispiel der Künstlichen Intelligenz (KI) deutlich: Gender Bias - also geschlechterbezogene Verzerrungen - einer KI ist ein Problem mit weitreichenden Konsequenzen. So wurde etwa eine Recruiting-KI mit größtenteils männlichen Lebensläufen trainiert, was in der Konsequenz zu einer systematischen Bevorzugung von Männern führte. Anders ausgedrückt: Eine KI mit Gender Bias sortiert qualifizierte Frauen aus. Dies ist nicht nur fatal für die von der KI benachteiligten Bewerberinnen, sondern auch für die Firmen und stellt einen Rückschritt in der Digitalisierung und für die Gesellschaft dar.
Sind auch die Entwicklungsteams von KI selbst nicht divers aufgestellt, erhöht dies das Risiko, dass Stereotype (z. B. auf Geschlechter oder Ethnien bezogen) nicht identifiziert, sondern reproduziert werden. In diverseren Teams, in denen auch Frauen anteilsmäßig höher vertreten sind, liegt hingegen das Potenzial, die Qualität von KI substanziell zu verbessern.

Die IT braucht weibliche Fachkräfte. Doch welche Chancen bietet die IT Frauen?

  • IT bietet vielfältige und flexible Karrieremöglichkeiten:
Die IT-Berufswelt ermöglicht vielfältige Schwerpunktsetzungen und kommt verschiedensten Charakteren und Soft Skills entgegen: Ob IT-Systemadministration oder Softwareentwicklung, ob Digital Marketing oder Cyber Security, ob Data Science oder Digital Sales - die Jobs bieten zahlreiche Tätigkeitsbereiche und berufliche Weiterentwicklungsmöglichkeiten.
  • IT ist dynamisch und quereinstiegsfreundlich:
Die IT-Welt entwickelt sich stetig weiter - Kreativität und Dynamik, Experimentierfreude und Gestaltungsfreiraum sind an der Tagesordnung. Es entstehen neue Berufe - ein perfekter Freiraum also, um sich selbst weiterzuentwickeln, am Wandel mitzuwirken und wer weiß, vielleicht sogar einen ganz eigenen Expertinnen-Berufszweig zu kreieren!
Etwa ein Viertel der Fachkräfte in der Branche sind selbst Quereinsteiger*innen. Ideal also für alle, die ihre Leidenschaft für die Digitalwirtschaft etwas später entdecken und einen Neustart wagen möchten. Wie es geht, zeigen die Erfolgsgeschichten der IT-Projektmanagerin Katerina und der Customer Success Spezialistin Filloreta, die selbst den Quereinstieg gewagt haben!
  • IT bietet überdurchschnittliche Gehälter und Flexibilität im Alltag:
Die digitale Wirtschaft wartet mit überdurchschnittlich bezahlten Jobs auf und ist besonders offen, wenn es um Konzepte von New Work geht, die der Work-Life-Balance und der Lebensrealität vieler Frauen entgegenkommen, wie etwa Remote Work oder flexible Arbeitszeiten.

Wir haben noch viel zu tun!

Dass trotz der Attraktivität der Branche und der Chancen, die sie Frauen bietet, noch immer so wenige Frauen in der Digitalwirtschaft arbeiten, hängt mit Hürden, Blind Spots, alten Strukturen und Biases zusammen, die trotz der Errungenschaften der letzten Jahrzehnte weiterhin bestehen. Das können wir doch besser! Es ist höchste Zeit, diese Missstände zu identifizieren, zielführende Maßnahmen zur Förderung von Frauen in der IT-Welt zu entwickeln, diese auch umzusetzen und gemeinsam daran zu arbeiten, den Frauenanteil in der IT zu erhöhen. Ob in der schulischen und universitären Bildung, ob in der Ausbildung von jungen Frauen oder in der Weiterbildung von Quereinsteigerinnen: Es gibt viele Anknüpfungspunkte, generationenübergreifend am Wandel mitzuwirken und die Digitalisierung und die Gesellschaft geschlechtergerecht zu gestalten.
Quellen

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